Regenponcho
Wetterschutz beim Wandern ist eine Philosophie für sich. Im Laufe der
Zeit hat da wahrscheinlich jeder seine eigene Taktik entwickelt. So
auch wir. Es gibt unzählige wasserdichte und gleichzeitig atmungsaktive
Jacken zur Auswahl. Leider konnte uns keine auf Dauer überzeugen. Die
wenigsten bleiben länger als nur ein paar Stunden dicht, ein ganzer Tag
im Regen stellt für jede eine große Herausforderung dar. Dazu kommt,
dass man zusätzlich eine Regenhose braucht. Auch für den Rucksack muss
man sich einen Schutz überlegen. Kommen wir zur Atmungsaktivität. Diese
ist nur begrenzt vorhanden. Kommt man mehr ins Schwitzen, so gelangen
die Membranen der Kleidung an ihre Grenzen. Je nach Preislage passiert
dies früher oder später, aber irgendwann wird man von innen nass. Das
ist auch logisch und leicht zu erklären. Die Membran kann nur eine
bestimmte Menge Wasserdampf in einer bestimmten Menge Zeit durchlassen.
Die Nässe staut sich irgendwann unter der Jacke. Ein weiterer Punkt ist
die Handhabung der Kleidung. Bei plötzlich einsetzendem Regen die Jacke
anzuziehen geht noch, aber dazu noch die Hose? Und das Ganze bei einer
Wanderung, immer wieder, fünf- bis sechsmal am Tag? Unsere Alternative
lautet Regenponcho. Wir fragten uns immer wieder, warum sind gerade in
den Alpen so viele damit unterwegs? Es wird schon einen Grund haben.
Ich schuf mir meinen ersten Poncho an. Zum ersten Mal kam er bei der
Runde um den Königssee und der Watzmannüberschreitung zum Einsatz. Ich
war nicht nur zufrieden, sondern direkt begeistert. Egal wie viel es
regnete, abends kam ich immer wieder trocken an der Hütte an. Anders
als Ywi. Nach diesem Urlaub stieg sie ebenfalls um. Heute können wir
uns nichts anderes vorstellen. Da die Ponchos überhaupt nicht
atmungsaktiv sind, fürchtete ich anfangs, durch Schwitzen von innen
trotzdem nass zu werden. Dieser Effekt hält sich aber deutlich in
Grenzen. Wir Männer können uns überhaupt nicht vorstellen, wie es ist,
ein Kleid zu tragen. Ein Poncho ist wie ein weites Kleid. Die Luft kann
darunter gut zirkulieren und die Feuchtigkeit abtransportieren. Es
funktioniert sehr gut! Trägt man den Poncho griffbereit im Rucksack,
dauert es bei einem Wetterumschwung nur wenige Sekunden, bis man samt
Rucksack vor Regen völlig geschützt ist. Bisher konnten wir nur einen
Nachteil entdecken. Zum Klettern ist ein Poncho nur bedingt geeignet.
Bisher kamen wir nur ein einziges Mal in diese Situation. Ywi zog den
Poncho aus, ihr war es zu unsicher, damit weiter zu klettern. Ich
schnallte mir mit zwei Klammern den Poncho hoch, hatte wieder freie
Sicht auf meine Füße und kam so weiter. Es war aber eine
Ausnahmesituation, man ist immer bemüht, nicht vom Regen am Fels
überrascht zu werden. Einen wichtigen Aspekt sollte man auch noch
erwähnen. Im Vergleich zu einer Jacke und Hose wiegt ein Poncho
deutlich weniger! Dies ist ein großer Vorteil. Als nächstes geht es für
uns nach Schottland. Dank den Ponchos sehen wir dem Wetter dort recht
gelassen entgegen...