Wetterstein Juli 2013
Tag 1
Recht spät kamen wir an unserem ersten Tag in Grainau an, wo wir unser
Auto auf dem großen Parkplatz abstellten und frohen Mutes losliefen.
Relativ schnell erreichten wir den Eingang der Höllentalklamm. Diese
war sehr beeindruckend und auf jeden Fall der passende Beginn unseres
Abenteuers. Hohe, senkrechte Felsen lassen hier niemals die Sonne rein,
es bleibt dauerhaft kühl und durch das überall von oben tropfende
Wasser auch nass. Quasi am Ausgang der Klamm liegt die
Höllentalangerhütte, in der wir uns sogleich einquartierten. Der Tag
endete mit einer zünftigen Mahlzeit und dem obligatorischen Weizenbier.
Der Hüttenwirt teilte uns allerdings mit, dass für den nächsten Tag, so
ab Mittag Gewitter und Regen angesagt sind.
Tag 2
Es nützte alles nichts, um fünf Uhr morgens standen wir auf und nach
einem kurzen Frühstück liefen wir mit vielen Anderen los. Nach einem
kurzen Aufstieg erreichten wir die „Leiter“, eine ca. 20 m hohe
Felswand, an der wir unsere Klettersachen anzogen. Die vertikalen
Passagen nahmen zu, waren allerdings technisch keine Herausforderung.
Bis zum Gipfel blieb der Klettersteig eher einfach. So konnten wir die
gesamte Zeit die phantastischen Ausblicke sowohl auf die Zugspitze wie
auch auf das Höllental genießen. Nachdem wir das Brett überquert
hatten, erreichten wir auch schon den Höllentalferner. Den überquerten
wir recht sicher, es war weder glatt noch gab es Spalten. Mann, was
waren wir im Vorfeld aufgeregt, es war das erste Mal, dass wir einen
Gletscher im Sommer, wo er so viele Gefahren bergt, begingen. Die
berüchtigte Randkluft zwischen dem Gletscher und dem Felsen war noch
nicht all zu breit, so gelangten wir mit mit einem beherzten Schritt
wieder an den Fels, wo es dann weiter genüsslich hoch ging. So am
Mittag erreichten wir den Gipfel. Und dann kam der Schock. Wir
überglücklich, noch voller Adrenalin und völlig unter dem Eindruck des
Aufstiegs, treffen auf hunderte gestresste, hektische Menschen, die
sich auf dem zu einer Kleinstadt ausgebauten Gipfelplatte
zusammenquetschten. Den Bergbahnen sei dank! Das Wetter hielt sich
noch, so stiegen wir auf der anderen Seite etwas ab und genossen bei
tollen Aussichten die Zeit, bis die letzte Bahn um 16.00 Uhr auch den
allerletzten Touri vom Berg brachte. Da die Unfreundlichkeit des
Hüttenwirts am Münchener Haus kein Geheimnis ist, waren wir vorbereitet
und verbrachten mit einigen wenigen anderen Bergsteigern trotzdem einen
schönen Abend dort. Das Gewitter kam auch dann, wenn auch deutlich
später als angesagt, allerdings konnten wir wegen der dichten
Wolkendecke kaum etwas sehen.
Tag 3
Auch heute ging es sehr früh los für uns. Und auch heute waren wir
nicht die Einzigen, die sich um 6.00 Uhr morgens auf den Weg machten.
Die Zugspitze zu erklimmen ist eine Sache, aber über den Jubiläumsgrat
zu klettern eine ganz andere. Es ist halt kein Klettersteig. Weniger
die Kletterpassagen bis zum dritten Schwierigkeitsgrad als viel mehr
die Ausgesetztheit und die fehlenden Sicherungen stellten uns beide,
aber speziell Ywi, vor große Herausforderungen. Gerade der Teil von der
Zugspitze bis zum Brunntalgrat, den wir liefen, ist besonders
ausgesetzt und kaum gesichert. So liefen und kletterten wir über die
ganze Zeit in einer Seilschaft, um uns gegenseitig zu sichern. Hierbei
ging Ywi schon an ihre psychische Belastungsgrenze und ich musste ihr
schon ordentlich Mut zusprechen. Belohnt wurden wir aber dafür mit
phantastischen Klettererlebnissen vor einer großartigen Naturkulisse.
Es gab kaum waagerechte Passagen, einem steilen Aufstieg folgte
sogleich ein nicht weniger steiler Abstieg, oft haben wir uns
abgeseilt. Das Ganze fand vor einem einzigartigen Bergpanorama statt,
das oft an die wilden Zacken des Königsjodlers erinnerten. An der
Inneren Höllentalspitze verließen wir den Jubiläumsgrat und stiegen
über den Brunntalgrat zur Knorrhütte ab. Nach einer kurzen Pause und
einem Erfrischungsgetränk ging es dann in einem sanften Abstieg durch
das Brunntal zur Reintalangerhütte. Unser Lager bestand aus einem
luxuriösen Zweibettzimmer. Den Abend verbrachten wir in Erinnerungen
schwelgend an den, an wunderbaren Erlebnissen, so reichhaltigen Tag,
bei einem großartigen Essen und dem einen oder anderen Getränk. Ywi
erholte sich zusehends und am Schluss war sie nur noch stolz wie Oskar.
Tag 4
Ohne Eile, nach einem ausgiebigen Frühstück, ging es heute recht spät
los. Zuerst ging es im sanften Abstieg entlang der malerischen Partnach
bis zur Bockhütte auf gerade mal 1052 Metern Höhe herunter, bevor es
dann einen richtig anstrengenden Aufstieg bis zur Meilerhütte an der
deutsch-österreichischen Grenze auf stolzen 2366 Metern Höhe gab. Heute
war es richtig heiß, so kostete es uns große Anstrengungen oben
anzukommen. Ungefähr auf dem halben Weg überquerten wir einen Bach, an
dem wir dann sogleich eine richtig ausgiebige Pause einlegten. An der
Hütte angekommen hatten wir aber keine Kraft und Lust mehr, den noch
für heute vorgesehenen Gipfel Dreitorspitze zu besteigen. Die
Anstrengungen der letzten Tage steckten uns anscheinend noch in den
Knochen. Es fiel uns aber auch überhaupt nicht schwer, den Nachmittag
bei einigen Leckereien und dem einen oder anderen Weizenbier zu
verbringen. Die äußerst netten Hüttenwirte trugen nicht unerheblich zu
dieser Entscheidung bei.
Tag 5
Den ersten Teil des heutigen Weges bis zur Bockhütte kanten wir schon
von Gestern. Der lange und entspannte Nachmittag auf der Meilerhütte am
Vortag füllte unser Kräftereservoir wieder vollständig auf, so dass wir
recht schnell an der Bockhütte ankamen. Ab hier ging es dann vorwiegend
durch schattige Wälder, was uns bei der Hitze des heutigen Tages sehr
entgegen kam, auf dem Bernadeinsteig relativ sanft nach oben. Gegen
Ende des Aufstiegs mussten wir ein Feld voller riesiger Felsblöcke
überqueren, das zum einen recht spannend zu laufen war und zum anderen
aber sich von dort die ersten Aussichten auf den Bernadeinkopf mit
seinen markanten Steilwänden ergaben. Von dort aus war es nicht mehr
weit bis zum Kreuzeckhaus, dem Ziel unserer heutigen Etappe und der
Herberge für die nächsten zwei Nächte. Wir kamen am frühen Nachmittag
an der Hütte an, so hatten wir noch genug Zeit, bis an den Fuß der
senkrechten Nordwand des Bernadeinkopfes zu laufen und uns schon mal
für den morgigen Tag etwas einzustimmen. Der Tag ging mit einem
großartigen Sonnenuntergang und leckerem Essen auf der Außenterasse der
Hütte zu Ende.
Tag 6
Heute ließen wir die großen Rucksäcke auf der Hütte und liefen nach
einem reichhaltigen und sehr leckeren Frühstück nur mit einem kleinen
Rucksack mit dem Tagesproviant los. Als erstes stand der berüchtigte
Klettersteig „Mauerläufer“ auf dem Programm. Diese enorm schwierige
Route wollte sich Ywi nicht antun, sie suchte sich ein sonniges
Plätzchen am Fuße der Wand und ich warf mich an den Fels. Irgendwie
hatte ich mir den Mauerläufer schwieriger vorgestellt, so legte sich
schnell der Respekt und ich konnte diese herrliche Kletterei vollauf
genießen. Es ist ein genialer Klettersteig. Nach nicht einmal zwei
Stunden war ich dann auch oben und begab mich ohne Umschweife auf den
Rückweg über die Schöngänge nach unten, wo Ywi sich doch darüber
wunderte, wie schnell ich wieder zurück war. Jetzt ging es über die
Alpspitzferrata auf den sehr schönen Gipfel der Alpspitz. Mittlerweile
wurde es richtig heiß, so beeilten wir uns hinaufzukommen, was heute
nicht all zu schwer war, der normal völlig überlaufene Klettersteig war
heute relativ leer. Hinunter ging es dann relativ leicht über den
Nordwandsteig zurück zum Osterfelder Kopf. Leider war es hier recht
voll, so machten wir uns nach einer leckeren Buttermilch auf die Socken
auf den letzten Gipfel des Tages, den Höllentorkopf. Außer am
Mauerläufer hatten wir den ganzen Tag Menschen um uns herum, so
staunten wir wirklich nicht schlecht als wir uns, nur einige wenige
Gehminuten vom Osterfelder Kopf entfernt, völlig alleine bei einem
herrlichen Aufstieg wiederfanden. Auch der Gipfel des Höllentorkopfs
belohnte uns mit phantastischen Aussichten auf den Jubiläumsgrat, die
Alpspitz und hinunter ins Tal nach Garmisch. Und das vollkommen
alleine. Überglücklich liefen wir zurück zu unserer Herberge, wo wir
den letzten Abend unserer Tour wieder einmal mit leckerem Essen und
natürlich reichlich Weizenbier verbrachten.
Tag 7
Uns erwartete heute nur noch der recht kurze Abstieg zu unserem Auto
nach Grainau, von wo aus es dann Richtung Heimat ging. Dementsprechend
ließen wir uns richtig viel Zeit beim Aufstehen, frühstückten lange und
ausgiebig, verabschiedeten uns von den netten Wirtsleuten und machten
uns auf den Weg. Beim Abstieg verabschiedeten wir uns auch noch von den
herrlichen Bergen, speicherten die letzten Bilder in unseren Köpfen und
bereiteten uns innerlich auf den heimischen Alltag vor. Wir erlebten
wieder einmal eine Wandertour, die wir nicht vergessen werden!