Wilder Kaiser Juli 2015
Tag 1
Als wir nach der langen Fahrt aus dem Ruhrgebiet am Wanderparkplatz der
Wochenbrunneralm ankamen, fing es wie aus Eimern an zu schütten. Wir
warteten zwar etwas ab, aber es wurde nicht besser, es half alles
nichts, wir zogen unsere Regensachen an und liefen los. Es war auch
nicht all zu weit bis zu unserem heutigen Ziel, unserer Herberge für
die nächsten zwei Tage, der Gaudeamushütte, die wir bei einem leichten
Aufstieg entlang des Hausbaches dann auch schnell erreichten. Nach
nicht einmal einer Stunde kamen wir dort auch an und bekamen noch
warmes Abendessen.
Tag 2
Als
Erstes luden wir unsere Akkus beim reichhaltigen Frühstück auf für die
anstehenden Strapazen des Tages. Das Wetter schien stabil, so liefen
wir mit leichtem Gepäck auf dem Rücken los. In Kürze erreichten wir den
Gildensteig, über den wir an den Fuß der Regalmwand gelangten. Hier
machte Ywi erst einmal eine ausgiebige Pause, während ich auf den 2208
Meter hohen Gipfel kletterte, von wo aus ich einen schönen Überblick
der heutigen Runde bekam. Zurück bei Ywi ging es direkt weiter zur
s`Pflaumei, einer unbewirtschafteten Schutzhütte, an der wir dann
wieder eine Pause einlegten. Danach wurde es richtig anstrengend. Nach
einem richtig steilen Anstieg erreichten wir den Gipfel der
Ackerlspitze mit ihren stolzen 2324 Metern Höhe. Oben erholten wir uns
kurz und gelangten über eine richtig schöne Gratwanderung zur
Maukspitze. Von hier aus ging es zuerst in einem steilen, danach recht
sanften Abstieg bis zur Gaudeamushütte zurück, wo wir den Abend mit
anderen Gleichgesinnten verbrachten.
Tag 3
Der starke Regen war das Erste, was wir am heutigen Tage hörten. Die
heutige Tour war gespickt mit vielen Kletterpassagen, so beschlossen
wir, erst gemütlich zu frühstücken und den Vormittag beim Lesen auf der
Hütte zu verbringen. So gegen elf Uhr liefen wir dann los. Es regnete
zwar noch, aber es wurde mit jeder Minute weniger. Trotzdem waren wir
uns zu unsicher für den Jubiläumssteig und entschieden uns für den
kürzeren und sicheren Weg Nummer 812 zum Ellmauer Tor und dann weiter
auf den 2192 Meter hohen Hinteren Goinger Halt. Die meiste Zeit liefen
wir in dichtem Nebel, auch hier oben versperrten die dichten Wolken die
Sicht. Es war auch recht kalt und windig, so machten wir nur eine kurze
Pause. Wie durch ein Wunder riss die Wolkendecke plötzlich auf und
gewährte uns eine großartige Gipfelaussicht. Unser Glück war
vollkommen. Nach der Pause stiegen wir zurück zum Ellmauer Tor, von dem
wir über den Eggersteig die äußerst imposante Steinerne Rinne hinunter
kletterten. Unten angekommen waren wir quasi direkt am Stripsenjochhaus
gelandet. Diese ist riesig und erinnert eher an ein Schnellrestaurant
als an eine gemütliche Berghütte. Wir ließen unsere Sachen zurück und
bestiegen noch vor dem Abendessen die nah gelegenen Gipfel Hundskopf
und Stripsenkopf, an dessen Klettersteigen wir unsere Freude hatten.
Das war um Längen besser, als ein Abend auf dieser Eventhütte.
Tag 4
Heute sollte der Wilde Kaiser endgültig bezwungen werden, es ging auf
den Ellmauer Halt, der mit seinen 2340 Höhenmetern der höchste Gipfel
des Kaisermassivs ist. Vom Stripsenjochhaus ging es zuerst recht sanft
durch den Wald nach unten, bis wir am Hans Berger Haus ankamen. Ab hier
g
ing
es hoch, zwar etwas steiler, allerdings immer noch viel durch den Wald.
Als dieser dann irgendwann lichter wurde und anschließend ganz
verschwand erreichten wir den Kaiserschützensteig. Ab sofort ging es
nur noch durch eine phantastische Felslandschaft, sehr steil und mit
vielen Kletterpassagen auf den Gipfel des Ellmauer Halts. Von dieser
Seite ist die Besteigung etwas schwieriger, daher sind auch nicht so
viele Menschen unterwegs, wir hatten den Steig für uns alleine. Es war
schon eine beeindruckende Kraxelei. Als wir den Gipfel erreichten war
es leider sehr nebelig, so war die Sicht schlecht. Schade. Der Abstieg
war auch recht schön. Über den Gamsängersteig mit seinen exotischen
Versicherungen konnten wir bequem die Gruttenhütte erreichen. Auch
diese war leider nicht all zu gemütlich, sehr laut und hektisch.
Allerdings hatten wir unsere Schlafstätte in einer uralten Holzhütte,
die in der Nähe des Haupthauses lag, das war sehr schön. So zogen wir
uns auch recht zügig nach dem Essen dorthin zurück und verbrachten dort
den Abend.
Tag 5
Für heute stand der Scheffauer als Ziel auf dem Programm. Leider
regnete es schon am frühen Morgen. Wir frühstücken schnell und liefen
auch los, die Tour war schließlich recht lang und anstrengend. Ungefähr
an der Stelle, wo wir den Gruttenweg betraten hörte es auf zu regnen
und wir konnten sogar die nahegelegenen Gipfel des Treffauers und
Tuxecks bewundern. Danach ging es meistens durch einen schönen Wald bis
wir den Wilden Kaiser Steig erreichten, über den wir in Kürze die
malerische Hochalm betraten, die uns zu einer schönen, ausgiebigen
Pause einlud. Gestärkt und ausgeruht machten wir uns an den mit seinen
knapp über 600 Höhenmetern nicht all zu anstrengenden Aufstieg zum
Scheffauer. Dort angekommen standen wir leider in einem dichten Nebel,
der uns jegliche Sicht versperrte. Vom Gipfel aus mussten wir dann, um
einen Cache zu erreichen, gut 50 Höhenmeter in einem weglosen Gelände
absteigen, das war schon sehr aufregend. Zurück am Gipfel trafen wir
auf eine Gruppe Bergsteiger begleitet von einem Bergführer, die
ebenfalls zur Kaindlhütte wollte. Sie machten noch eine Pause, wir aber
begaben uns, das schlechte Wetter fürchtend, auf den Abstieg. Sofort
ging es dann in vielen vertikalen Passagen des Widauersteigs kletternd
herunter. Es sollte auch bis fast zur Hütte so bleiben. Ein herrlicher
Steig! Wir konnten uns richtig austoben. Hin und wieder mussten wir in
Deckung gehen, die Gruppe über uns löste gelegentlich einen Steinschlag
aus. L
eider
blieb uns unser Wetterglück nicht hold und es fing auf den letzten
Metern des Steigs heftig zu regnen an. In Regenponchos zu klettern ist
immer eine große Herausforderung, dementsprechend ging es recht langsam
runter. Zum Glück waren es nur noch wenige Meter. Danach ging es weiter
in sanft abfallendem Gelände, das allerdings immer rutschiger wurde.
Trotzdem erreichten wir sicher die Kaindlhütte. Diese war, anders als
die letzten, sehr, sehr gemütlich! Beim warmen Tee wärmten wir uns auf,
machten uns allerdings Sorgen um die Gruppe vom Gipfel, die noch nicht
da war. Das Wetter wurde nicht besser und bald sollte es dunkel werden.
Als die ersten dann aber an der Tür erschienen, waren wir sehr
erleichtert. Bald kamen dann auch alle sicher zurück. Nach einem
wirklich phantastischen Essen wurden dann die Erlebnisse des Tages bei
unzähligen Schnapsrunden bis tief in die Nacht immer wieder neu
aufgerollt. Ein wunderschöner Tag ging an dieser in diesem Gebiet
einzigartigen Hütte sehr gemütlich zu Ende.
Tag 6
Nach einem wunderschönen Abend, einer geruhsamer Nacht und einem
großartigen Frühstück verließen wir schweren Herzens die urgemütliche
Kaindlhütte und machten uns über den großartigen Bettlerteig auf den
Weg. Die ersten vier Kilometer ging es recht sanft rauf und runter,
bevor es dann auf dem Güttlersteig steil nach oben ging. Wie so oft
hier am Wilden Kaiser standen wir wieder plötzlich inmitten einer
Felslandschaft, in dieser es zunehmend nur noch senkrecht weiter ging.
Herrlich! Schade
nur,
dass das Wetter nicht all zu viele Blicke auf die umliegenden Gipfel
zuließ, oft liefen wir im dichten Nebel. Immerhin blieb es aber
trocken. Zuerst erreichten wir den oberen Gamskarköpl auf 2040 Metern
Höhe, danach ging es dann wieder etwas flacher auf das Sonneck mit 2260
Metern Höhe, dem höchsten Punkt des Tages. Bis hierhin waren wir den
ganzen Tag alleine unterwegs gewesen, hier am Gipfel trafen wir zwei
Mädels. Es sollten die einzigen Bergsteiger am heutigen Tag bleiben. Es
lag sicherlich auch an dem Wetter, die ganze Zeit herrschte mehr oder
weniger dichter Nebel. Der Abstieg war recht unspektakulär, auch nicht
besonders schwierig, so kamen wir problemlos an der Riedlhütte an. Hier
waren wir die einzigen Gäste, wir verbrachten den ganzen Abend mit der
Wirtin, die allerdings mit ihren Dialekt nur schwer zu verstehen war.
Auch diese Hütte ist wärmstens zu empfehlen, es war richtig gemütlich.
Das Essen war auch sehr gut. Kurz bevor es dunkel wurde, riss der
Himmel auf und es bot sich eine wunderschöne Aussicht auf das
Bergmassiv, die uns nochmals vor die Hütte lockte. Es war ein schönes
Tagesende.
Tag 7
Die zwei Kilometer bis zum Auto waren nicht wirklich eine
Herausforderung, zumal es im Vergleich zu den letzten Tagen recht flach
war. So ließen wir uns richtig viel Zeit beim Frühstück. Trotzdem
erreichten wir das Auto am sehr frühen Vormittag, so konnten wir uns
ohne Eile auf den Weg Richtung Heimat machen.