Wandern auf dem Sauerland-Höhenflug
Wenholthausen-Bad
Fredeburg-Altastenberg-Lenneplätze-Hallenberg
Tag 1
Freitag, 14. April 2017
Wir waren bisher nicht all zu oft im Sauerland zum Wandern. Es ist das
erste Mal, dass wir über vier Tage am Stück dort zu Fuß unterwegs sind.
Der Tag fängt schon sehr früh an für uns, um 6.00 Uhr fährt unser Zug.
Obwohl es nicht weit bis Wenholthausen ist, dauert die Fahrt über vier
Stunden. Mit dem Auto wären wir viel schneller, aber wir ziehen es
immer vor, wenn es irgendwie machbar ist, mit der Bahn anzureisen. Um
10.00 Uhr können wir endlich die Wanderung beginnen. In den kommenden
vier Tagen werden wir 95 km zurücklegen, dabei auch 2000 Höhenmeter
bewältigen.
Heute sind es aber nur 25 km und 725 Höhenmeter. Wir wandern einer der
Etappen des Sauerland-Höhenflugs. Dieser Fernwanderweg ist insgesamt
250 km lang und es gilt 5700 Höhenmeter zu bewältigen. Wir starten in
dem idyllischen Dorf Wenholthausen, kurz darauf beginnt schon der erste
Anstieg zum Gesenberg. Schon beim Anstieg, erst recht oben am Gipfel,
können unsere Blicke über die umher liegenden Gipfel gleiten. Das ist
schon ein schöner Anfang. Zumal wir noch die Sonne genießen können.
Leider ist es auch das letzte mal heute, dass wir diese zu Gesicht
bekommen. Noch während der kurzen Pause am Gipfel zieht sich der Himmel
zu und es bleibt den ganzen Tag bewölkt. Es bleibt aber trocken,
perfekt zum Wandern also. Leider geht es auf der heutigen Etappe oft
über asphaltierte Wege, das gefällt uns nicht so sehr, immerhin bleiben
die Ausblicke wunderschön. Wirklich schwer wird es nie, ohne
Anstrengung erreichen wir den Gipfel des Reisterberges. Danach geht es
runter nach Reiste, das wir schnell hinter uns lassen. Bei dem
folgenden Anstieg suchen wir eine geeignete Stelle für eine Rast.
Leider ist die erste Bank, die wir passieren, besetzt. Von Weitem hören
wir schon das Klimpern der Bierflaschen. Wir grüßen die vier jungen
Männer, wünschen ihnen gut Durst und laufen weiter. Danach erreichen
wir einen alten und aufgegebenen, vom Grundwasser überfluteten,
Steinbruch, an dem wir eine kurze Pause machen. Als wir dann später
beim Anstieg zum Gelsterhagen wieder an den vier vorbei laufen, staunen
wir nicht schlecht, bei unserer Pause müssen sie uns zurück überholt
haben. Dieses mal lassen sie uns aber nicht so ohne Weiteres vorbei.
Wir quatschen miteinander, trinken das uns angebotene frische Veltins,
ja sogar einen Schnaps. Es ist eine sehr nette Begegnung. Schweren
Herzens ziehen wir weiter. Zum Ende geht es nur noch bergab nach Bad
Fredeburg, den letzten Teil entlang eines Kreuzweges. Heute am
Karfreitag muss hier am Vormittag gut was los gewesen sein, nachmittags
aber treffen wir keine Seele.
Tag 2
Samstag, 15.April 2017
Wir fangen den Tag natürlich mit einem ausgiebigen Frühstück an. Wir
lassen uns viel Zeit dabei. Uns erwarten knapp 19 km Wanderstrecke und
keine 700 Höhenmeter. Wir haben also reichlich Zeit, die wir als Erstes
für einen Einkauf nutzen. An den nächsten beiden Tagen bleiben die
Geschäfte zu, wir brauchen also einiges an Proviant. Nachdem wir das
erledigt haben, laufen wir los. Leider nieselt es jetzt schon zu
Beginn. Wir müssen unsere Regenponchos anziehen. Auch die Temperatur
fällt deutlich, diese bleibt den ganzen Tag knapp über dem Gefrierpunkt
liegen. Anders als Gestern geht es heute kaum über den Asphalt. Sobald
wir das Tal verlassen, tauchen wir in eine dichte Wolke ein, die uns
bis nach Altastenberg begleiten wird. Es regnet ununterbrochen, mal
mehr, mal weniger, wir haben keine Fernsicht. Wir können uns nur an den
Sachen am Wegesrand erfreuen, alles andere verschwindet in einer grauen
Einheitsbrühe. Die Wanderung wird zu einer Charakterfrage. Wir
passieren den Hunau-Sendeturm, kommen uns Anbetracht seiner Größe ganz
schön winzig vor. Wir laufen an einem Skilift vorbei, passieren ein
Kreuz unweit des Weges und als wir seine Inschrift lesen, staunen wir
nicht schlecht. Es handelt sich um ein Gipfelkreuz des Hunau. Der
Gipfel ist so unscheinbar, dass wir ihn nicht wahrgenommen haben. Die
Kälte erlaubt uns keine längere Pause, das ist schade. Kurz vor unserer
Pension verlassen wir die Route und besuchen trotz des Sauwetters noch
die Nesselbachquelle. Unsere Wirtin freut sich, als wir bei ihr
ankommen, bei diesem Wetter hat sie nicht mit uns gerechnet. Wir sind
tatsächlich die einzigen Gäste im Haus. In Altastenberg ist nicht
wirklich viel los, und schon mal gar nicht an einem kalten und
verregneten Wochenende, so bleiben wir in der Pension, zumal uns die
Wirtin mit leckerem Bier versorgt.
Tag 3
Sonntag, 16. April 2017
Heute steht für uns die Königsetappe der vier Tage an, der
Kahle-Asten-Steig. Nach dem Frühstück freuen wir uns, bei trockenem
Wetter los zu laufen. Es bleibt zwar kalt, aber immerhin fängt der Tag
trocken an. Über eine Skipiste erreichen wir den Gipfel des Kahlen
Asten. Und sind enttäuscht. Mehrere Gebäude stehen dort oben, es gibt
einen großen Parkplatz, es führt eine Straße hinauf. Prompt begegnen
wir hier oben einigen Menschen. Z
um Glück ist es zu kalt für Flipflops
... Wir besuchen unweit des Gipfels die Lennequelle. Auch hier sind
noch einige Menschen unterwegs, aber als wir diese hinter uns lassen,
treffen wir nur noch sporadisch welche, dann aber nur noch Wanderer.
Das Wetter hat heute alles zu bieten, mal scheint die Sonne, mal regnet
es, ja es schneit sogar kurz. Die meiste Zeit bleibt es aber trocken,
es ist nicht zu vergleichen mit dem gestrigen Tag. Der Steig verdient
auch seinen Namen, meistens geht es über kleine Pfade, seltener über
breitere Wege. Heute ist die Sicht sehr gut, so genießen wir unterwegs
die tollen Ausblicke. Einmal geht es sogar durch eine kleine Schlucht,
naja, eher eine Minischlucht. Nichtsdestotrotz ist sie sehr schön. Auf
der Hälfte der Strecke erreichen wir Westfeld, leider hat hier alles
zu, wir können nirgendwo einkehren. Für eine längere Rast draußen ist
es leider zu kalt. Es geht also sofort zurück. Von der Ortschaft
steigen wir etwas steiler bis zu einem schönen Aussichtspunkt auf,
bevor es dann auf kleinen Pfaden über den Kamm zurück zum Kahlen Asten
geht, den wir zum Schluss noch einmal queren, um dann direkt unsere
Pension in Lenneplätze anzusteuern. Als wir am Nachmittag, frisch
geduscht, essen und anschließend in der gemütlichen Gaststube unser
wohlverdientes Bier genießen, regnet es sich draußen endgültig richtig
ein. Wir sitzen aber im Warmen und genießen den Abend.
Tag 4
Montag, 17. April 2017
Als wir wach werden, ahnen wir noch nicht, was uns draußen erwartet.
Über die Nacht verwandelte sich die Gegend in eine traumhafte
Winterlandschaft. Zum Frühstück wünscht uns die Wirtin anstatt Frohe
Ostern Frohe Weihnachten. Irgendwie passt es. Leider schneit es noch,
als wir loslaufen. Wir kommen an unseren Ponchos nicht vorbei. Das hört
aber auch schon nach einer guten Stunde auf, die Sonne kommt immer
öfter durch und wir erleben einen phantastischen Wintertag. Das Laufen
macht Spaß, wir queren Mollseifen, ein kleines verträumtes Walddorf.
Wieder einmal hätten wir beinahe den Gipfel des Siebenahorn verpasst.
Hier oben auf 690 m befindet sich das Femegericht Freie Stuhl, ein sehr
interessanter Ort. Auf der Zieg
enhelle, dem nächsten Gipfel auf unserem
Weg gibt es eine Schutzhütte und einen Aussichtsturm. Wir nutzen den
Ort für eine kleine Pause. Bisher sind wir die einzigen unterwegs, wir
legen eine frische Spur in den Schnee, herrlich! Der Heidkopfturm
befindet sich auf dem Gipfel des 703 m hohen gleichnamigen Berges.
Dieser ist unser nächstes Ziel und gleichzeitig auch der letzte
Höhepunkt der Tour. Danach steigen wir im herrlichen Sonnenschein
runter nach Hallenberg. Kurz bevor wir die ersten Straßen des
Städtchens erreichen, laufen wir an einer Schutzhütte vorbei. Wir haben
noch reichlich Zeit, bis unser Bus abfährt. Wir genießen die Sonne bei
einer ausgiebigen Rast. Anschließend finden wir in der Nähe der
Haltestelle ein Café, in dem wir gemütlich die Zeit bis zur Abfahrt
verbringen. Später, während der Zugfahrt, zieht sich der Himmel immer
wieder zu und es gibt einige Regenschauer. Das ist uns aber völlig egal.